10.11.2017 -
„Erfolg ist ein schlechter Ratgeber, er verführt kluge Leute zum Irrglauben, sie könnten nicht verlieren“. Das sagt Bill Gates, immer wieder mal der reichste Mensch der Welt.
Da geht ein erfolgreicher Politiker nebenher an seine Promotion. Während seiner Arbeit bemerkt er dann aber, wie zeitaufwendig sich die Erstellung der Doktorarbeit gestaltet und holt sich unzulässige Hilfe, klaut aus den Arbeiten anderer und hofft, dass dies nicht entdeckt wird.
Eine äußerst talentierte Sportlerin nimmt unerlaubte Medikamente und ist dadurch im Wettkampf ihrer Konkurrenz die sprichwörtliche Nasenspitze voraus. Warum tun Menschen so etwas? Na klar: um bessere Ergebnisse als der Wettbewerber zu erzielen, um mehr positive Außenwirkung zu schaffen, die sich in ein noch höheres Amt umsetzen lässt und um in unserer Gesellschaft noch ein wenig mehr Erfolg zu erlangen.
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10.11.2017 -
„Erfolg ist ein schlechter Ratgeber, er verführt kluge Leute zum Irrglauben, sie könnten nicht verlieren“. Das sagt Bill Gates, immer wieder mal der reichste Mensch der Welt.
Da geht ein erfolgreicher Politiker nebenher an seine Promotion. Während seiner Arbeit bemerkt er dann aber, wie zeitaufwendig sich die Erstellung der Doktorarbeit gestaltet und holt sich unzulässige Hilfe, klaut aus den Arbeiten anderer und hofft, dass dies nicht entdeckt wird.
Eine äußerst talentierte Sportlerin nimmt unerlaubte Medikamente und ist dadurch im Wettkampf ihrer Konkurrenz die sprichwörtliche Nasenspitze voraus. Warum tun Menschen so etwas? Na klar: um bessere Ergebnisse als der Wettbewerber zu erzielen, um mehr positive Außenwirkung zu schaffen, die sich in ein noch höheres Amt umsetzen lässt und um in unserer Gesellschaft noch ein wenig mehr Erfolg zu erlangen. Manchmal sind aber einfach das Gewichtheben oder das Mehr an Geld die Triebfedern, um zu unerlaubten Mitteln zu greifen. Der Zeitgenosse, der den langen oder harten Weg geht, muss sich mehr anstrengen und kann unter Umständen doch nicht das gleiche oder ein besseres Ergebnis erzielen oder er braucht einfach zu lange für seine Arbeit und kommt zu spät.
Michail Gorbatschow, der letzte Generalsekretär der KPdSU und damit Chef der Sowjetunion, sagte in Richtung Erich Honecker: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Weil er offenbar Recht hat, geht man den unerlaubten Weg, um schneller zu sein. Und was sind die negativen Folgen, wenn man ertappt wird? Der Verlust des Amtes oder der Goldmedaille, gesellschaftliche Ächtung und das Mutieren zur Witzfigur und in der Regel das Ende der Karriere werden billigend in Kauf genommen.
Wenn es um Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten, eine zehntel Sekunde mehr Geschwindigkeit oder ums Überleben geht, wird es immer Menschen, Politiker, Sportler und Führungskräfte geben, die sich unerlaubte Vorteile verschaffen werden. Das Problem ist die Überwachung der Falschspieler und Betrüger, der Manipulatoren und Zauberkünstler, weil sie immer ausgeklügeltere und raffiniertere Verschleierungsmethoden anwenden. Der Mensch glaubt, was die Augen sehen und die Ohren hören. Ein genialer Zauberkünstler kann in einem vollbesetzten Theater einen sibirischen Tiger verschwinden lassen. Das Zauberwort dafür heißt „Ablenkung“. Also, auf die Nase achten, denn die riecht, wenn etwas stinkt und sie lässt sich nicht ablenken.
Wir brauchen also keine Verbote für etwas, das nicht überwacht oder das problemlos umgangen werden kann. Selbst gröbstes ethisch-moralisches Fehlverhalten, tagtäglich wird es praktiziert! Immer wieder (häufig durch Kommissar Zufall) wird es aufgedeckt, aber es kommt zu keiner Verhaltensänderung bei den Schwindlern.
Als ich in England studierte, besuchte ich mit dem Fahrrad ein Naturschutzgebiet. Das Gelände war umzäunt, es gab einige Tore und an den Eingängen waren Warnschilder angebracht. Das Radfahren war demnach verboten, ebenso wie das Rauchen oder das Mitbringen von Hunden. Zuwiderhandlungen wurden mit einer Strafe von 1000 Pfund belegt. Im Naturschutzgebiet sah ich keine rauchenden Radfahrer, die Hunde an der Leine führten, aber uniformierte Parkwächter. Wenn eine Verhaltensänderung gewünscht wird, muss dies mit erheblichen Strafen besetzt und die achtsame Einhaltung der Regeln überwacht werden. Wenn wir das nicht leisten können oder wollen, müssen wir es laufen lassen, wie es läuft.
Es stellt sich nur die Frage, ob es immer sofort der uniformierte Polizist sein muss, der auf die Regeleinhaltung achtet.
Wie unsere unehrlichen Politiker und Sportler zeigen, ist es nicht erforderlich Polizisten und Wächter zu engagieren, die Öffentlichkeit tut das Notwendige. Warum? Weil wir hier letztendlich von nach außen wirkenden, erfolgreichen Menschen sprechen und deren Erfolg hat einen bösen Zwillingsbruder, den Neiderling. Nicolás Gómez Dávila sagt: „Neid erklärt mehr als der Geschlechtstrieb.“ Der vollkommene Neider ist der Zwillingsbruder des vollkommenen Erfolgs, er will das Objekt, den Gegenstand des Neides nicht besitzen, nein, er will das Objekt des Neids vernichten. Der normale Mensch würde sagen, ich muss nicht der Erste sein, es reicht der Zweite zu sein. Der Wal, der seine Flosse zeigt, wird harpuniert. Somit lebt der Zweite leichter. Ausnahme, wenn der Zweite gleichzeitig der Letzte ist, denn den Letzten beißen die Hunde oder fressen die Bären. Wow, schöne Aussichten in einem Zweikampf, der fair geführt werden muss! Der Spitzenleister, der die Nummer1 sein will oder der Projektmanager, der mit seinem Projekt erfolgreich sein muss, steht unter ständiger Beobachtung. Entsprechend muss er sich verhalten – untadelig!
Ab zur guten Vorbereitung – die vielleicht auch mal etwas länger dauern kann – weil ich guten Gewissens nur ernten kann, was ich vorher gesät habe und dem ich Zeit zum Wachsen gegeben habe.
Es beginnt also jeder Erfolg mit der Vorarbeit, der Vorbereitung. Das ist ein großes Prinzip, ein erfolgreiches Prinzip. Prinzipien sind wie „Naturgesetze“ die uns von außen auferlegt werden. Sie helfen uns unmissverständlich die Folgen unseres Tun und Handelns zu überprüfen und zu steuern. Ohne Vorarbeit keine Ernte! Werte dagegen sind interner Natur und repräsentieren, was wir am stärksten fühlen, wenn wir unser Verhalten offen zeigen. Prinzipien und Werte sind also ganz unterschiedliche Dinge. Jeder Mensch, auch ein Mitglied der Mafia, ein korrupter Manager oder ein gedopter Sportler, hat Werte. Stephen R. Covey meint, dass es besser wäre, wenn ihm vertraut würde als wenn man ihn möge. Dass man Vertrauen bekommt erfordert integeres, d. h. anständiges, einwandfreies Verhalten. Die Integrität (franz. intégrité – Unbescholtenheit, Rechtschaffenheit) ist die höchste Form der Loyalität (französisch loyauté – Anständigkeit, Ehrenhaftigkeit) und bedeutet, die übergeordneten Prinzipien und die Werte des Anderen zu teilen und dies ggf. auch Dritten gegenüber zu zeigen und dazu zu stehen.
Werte haben also immer etwas mit dem Charakter zu tun. Remarque bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Den Charakter eines Menschen erkennt man erst, wenn er Vorgesetzter geworden ist“. Verhält sich der Vorgesetzte rechtschaffen und treu? Gegenüber seinen Mitarbeitern, gegenüber seinen Partnern und Kollegen und gegenüber seiner Firma? Wenn ich die Zeitung lese, überkommen mich berechtigte Zweifel, aber deshalb werde ich nicht resignieren.
...Fortsetzung folgt!
Dies ist ein Auszug aus dem Buch "Der ProjektManager und Fräulein Sophie", von Dr. Roland Ottmann. Das Buch können Sie hier käuflich erwerben.
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