20.02.2020 -
Auf der Web-Plattform Toolblog berichtet Stephan List über das Thema Produktivität bei der Arbeit und dabei ganz konkret über den Umgang mit Totschlagargumenten. Der Artikel befasst sich damit, dass es oft in Diskussionen weniger um fachliche Argumente geht als vielmehr darum, wie jemand sich und seine Argumente verkauft, wie verschiedene Persönlichkeiten aufeinanderprallen und sich gegenseitig in einem verbalen Kampf mit sogenannten Totschlagargumenten niederringen.
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20.02.2020 -
Auf der Web-Plattform Toolblog berichtet Stephan List über das Thema Produktivität bei der Arbeit und dabei ganz konkret über den Umgang mit Totschlagargumenten. Der Artikel befasst sich damit, dass es oft in Diskussionen weniger um fachliche Argumente geht als vielmehr darum, wie jemand sich und seine Argumente verkauft, wie verschiedene Persönlichkeiten aufeinanderprallen und sich gegenseitig in einem verbalen Kampf mit sogenannten Totschlagargumenten niederringen.
Was die meisten von uns aus Fernsehshows kennen, wo es oft heiß her geht und die eigentliche Kunst darin besteht, den Argumenten und der Logik des „Gegners“ auszuweichen, statt sachlich zu diskutieren, das verbreitet sich auch im Arbeitsalltag immer mehr. Eine beängstigende Entwicklung – wenn man nicht weiß, wie man mit dieser Art der Diskussionsführung umgehen kann.
Whataboutismus ist salonfähig geworden
Stephan Link nennt TV-Sendungen wie „Hart aber fair“ als Beispiel. In diesen Shows werden die Diskussionspartner oder besser gesagt Diskussionsgegner gezielt kontrovers ausgesucht und besetzt. Dies ist ja glücklicherweise in einer Projektbesprechung nicht unbedingt der Fall. Auch kennt man hier seine „Gegner“. Allerdings ist es zunehmend auch bei der Arbeit üblich, auf Argumente weniger sachlich und fachlich als vielmehr polemisch zu reagieren. Link führt den sogenannten Whataboutismus an. Das ist eine Unmöglichkeit in der Gesprächskultur, die so stark geworden ist, dass es mittlerweile sogar diesen Anglizismus dafür gibt. Der Whataboutismus beschreibt das Phänomen, dass ein Gesprächspartner geschickt das Thema wechselt und etwas ins Gespräch bringt, das mit dem ursprünglichen Problem überhaupt nichts zu tun hat. Stellen Sie sich vor, das Thema sind Plastikstrohhalme, die nicht gut für die Umwelt sind. Jemand möchte sich aber eigentlich nicht mit dem Thema befassen und antwortet mit: „Ja, aber was ist mit Industriemüll? Der stellt ein riesiges Problem dar.“ Selbstverständlich kann nun niemand behaupten, dass Industriemüll kein Problem sei und dass Plastikstrohhalme bedeutender sind. Aber da es in dem Gespräch nun einmal um Plastikstrohhalme gehen sollte und nicht um Industriemüll, ist die Diskussion schnell festgefahren. Wie in einer TV-Show, in der der Moderator immer wieder auf das Thema zurück leiten kann und muss, sind Sie als Projektmanager gefragt, um in Ihrer Projektbesprechung dafür zu sorgen, dass die Beteiligten beim Thema bleiben und nicht mit einem gezielten „Ja, aber was ist mit…“ das Gespräch in eine andere und nicht zielführende Richtung lenken. Keine leichte Aufgabe.
Methoden zur Ablenkung
Es gibt aber nicht nur den Whataboutismus, um eine Diskussion mit unsachgemäßen Argumenten zum Stillstand zu bringen. Es gibt ganze Bücher darüber, wie man mit sogenannten Totschlagargumenten ein sinnvolles Gespräch unterbinden kann. Link verweist auf das Buch von Ligitas Nefas, der sich damit befasst hat, wie dumme Menschen Argumente gewinnen, ohne thematisch dazu beizutragen. Zu den gängigen Methoden, die man auch als erfolgreicher Projektmanager kennen sollte, gehören alle möglichen Strategien, um nicht weiter über ein gewisses Thema sprechen zu müssen. Beliebt ist die Methode, die sachliche Ebene zu verlassen und auf die Person (ad hominem) direkt einzugehen. Der Gesprächspartner verwendet ausschließlich Beweise, die seine These untermauern, blockt sachliche Gegenargumente ab und dreht sich in seiner Beweiskette stets im Kreis. Dies wird als zirkuläres Begründen bezeichnet. Link verweist neben dem Problem, dass Diskussionen unmöglich werden, auch darauf, dass es vollkommen ausgeschlossen ist, dass jemand, der diese Techniken anwendet, seinen Gesprächspartner von seiner Meinung überzeugt. Oft geht es darum auch gar nicht. Ziel ist es, andere zu stoppen, nicht zuhören zu müssen, sich selbst zu produzieren, vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren und eine sinnvolle Diskussion im Keim zu ersticken. Sicher kennen Sie auch den einen oder anderen, der in Ihrem Arbeitsumfeld stets in seinen immer gleichen Argumenten badet und Ihnen und denen, die produktiv weiterkommen wollen, die Arbeit erschwert. Das Buch von Ligitas Nefas enthält leider keine Lösungsvorschläge. Diese muss sich der Leser selbst erarbeiten. Tobias Link hat sich Gedanken gemacht. Er kennt die sprachlichen Finessen der Totschlag-Redner und verweist in diesem Zusammenhang überraschenderweise auf Schopenhauers „Die Kunst, Recht zu haben“. Diesen Klassiker kann man sich auf dem Kindle sogar umsonst herunterladen.
Der Umgang mit Totschlagargumenten
Nun hat Tobias Link in seinem Artikel auch leider keine konkreten Lösungen parat, außer eben auf Schopenhauer zu hören. Fest steht, dass man auf die sogenannten Totschlagargumente auf keinen Fall eingehen sollte. Sobald der Gegner es schafft, die Diskussion vom eigentlichen Thema auf sein jeweiliges Ablenkungsthema zu lenken, hat er im Grunde gewonnen und das Projekt leidet, weil die wichtigen Fragen umgangen und nicht gestellt beziehungsweise beantwortet werden. Als Projektmanager ist man in der Verantwortung, gezielt darauf zu achten, welchen Weg die Diskussion nimmt und immer dann lenkend einzugreifen, wenn abgeschweift wird. Oft lässt sich ganz simpel auch ein Totschlagargument abwürgen, indem man einfach sagt, dass das jetzt nicht das Thema ist und indem man die ursprüngliche Frage deutlich wiederholt. Es muss aber natürlich jemanden geben, der diese Aufgabe übernimmt und dabei immer einen kühlen Kopf bewahrt. Viele Totschlagargumente sind tolle Aufmerksamkeits-Catcher und zielen auf große Emotionen ab. Hier gilt es, sich auch bei einer Steilvorlage nicht darauf einzulassen, dem Ablenkungsthema ein Kommentar zu widmen. Das kann schwer fallen.
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