01.10.2019 -
Agiles Projektmanagement hat auch deshalb einen so großen Zuspruch und Erfolg erfahren, weil das klassische Projektmanagement irgendwann und irgendwo an seine Grenzen stößt. Vor allem bei sehr komplexen Projekten hat sich immer wieder gezeigt, dass die klassischen Methoden oft einfach nicht ausreichen. Steht das Ziel eines Projekts einmal fest, ist es aber häufig noch unklar, wie und mit welchen Techniken es am besten und einfachsten erreicht werden kann.
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01.10.2019 -
Agiles Projektmanagement hat auch deshalb einen so großen Zuspruch und Erfolg erfahren, weil das klassische Projektmanagement irgendwann und irgendwo an seine Grenzen stößt. Vor allem bei sehr komplexen Projekten hat sich immer wieder gezeigt, dass die klassischen Methoden oft einfach nicht ausreichen. Steht das Ziel eines Projekts einmal fest, ist es aber häufig noch unklar, wie und mit welchen Techniken es am besten und einfachsten erreicht werden kann. Genau hier stößt klassisches PM an seine Grenzen, weil ihm die Flexibilität fehlt. Bei komplexen und ungewöhnlichen Projekten sind mehr Freiheit, flexiblere Mitarbeiter, enge Kollaboration in einem interdisziplinären Team und ungewöhnliche Führungsqualitäten gefragt - ungewöhnlich insofern, dass der Leiter eines Projekts außerhalb der üblichen Schubladen denken und über die erlernten und erprobten Methoden des klassischen PM hinauswachsen muss.
Projektmanager unter besonderen Bedingungen
Meist ist das Ziel eines Projekts schon ganz zu Anfang definiert. Aber der Weg, um dieses Ziel zu erreichen, steht noch nicht fest. Oftmals sind die Projekte einfach zu groß, zu unübersichtlich und zu komplex, um genau festlegen zu können, wie man sie erfolgreich zu Ende bringen kann. Es ist schwierig oder scheint unmöglich, einen realistischen Zeitplan aufzustellen und Meilensteine zu definieren, weil es einfach viel zu viele Unklarheiten gibt. Das bedeutet eine große Herausforderung für den Projektleiter und sein Team. Kaum etwas hat Bestand. Stets gilt es sich auf neue Umstände und Anforderungen einzustellen. Die Parameter und die Kundenwünsche ändern sich wöchentlich und damit ändert sich auch gleich das gesamte Projekt. Das klingt wie ein Alptraum, zumindest für alle, die auf das klassische Projektmanagement setzen. Daher kommt nun der Trend des agilen Managements. Dynamik löst starre Methoden ab. Flexibilität, Interaktivität im Team und frei handelnde Mitarbeiter ersetzen die klassischen Techniken. Die Freiheiten, die alle Teammitglieder nun genießen, bedeuten nicht nur ein Plus an Freiheit und Selbstbestimmung, sondern auch ein Plus an Verantwortung und damit mehr Stress. Ein weiterer Faktor, der vielen Menschen unangenehm erscheint, ist, dass man sich auf erbrachte Leistungen, Zwischenziele und Ergebnisse kaum noch verlassen kann, denn die neue Definition von Rahmenbedingungen und Anforderungen führt dazu, dass alles, was erreicht wurde, auch wieder hinterfragt und gegebenenfalls verworfen wird. Als Projektleiter bedeutet diese Flexibilität, dass Entscheidungen auch dann getroffen werden müssen, wenn längst nicht alle Fragen beantwortet sind. Es besteht überhaupt nicht die Möglichkeit, alle Fragen zu klären, weil erstens nicht ausreichend Zeit dafür zu Verfügung steht und zweitens generell vieles unklar bleibt. Nicht selten führen getroffene Entscheidungen zu Irrwegen und damit zu einem Verlust der Motivation im gesamten Team. Ein Mangel an Entscheidungsvermögen kann aber zu noch schlimmeren Situationen führen.
Herausforderungen für Projektmanager
Auf dem Projektmanager oder Projektleiter ruht besonders viel Verantwortung. Ihm oder ihr obliegt es, die Entscheidung darüber zu treffen, welcher Weg zum Ziel der richtige ist, welche Projektetappen wiederholt, verworfen, zurückbehalten werden. Wo muss neu angesetzt werden, wo kann auf erreichte Ergebnisse aufgebaut werden. Dies alles geschieht während des gesamten Projektverlaufs und immer vor dem Hintergrund, dass es nie zu 100% möglich ist, alle Faktoren zu berücksichtigen, weil viele von ihnen einfach noch nicht bekannt sind. Hier sind Vertrauen in das Urteilsvermögen und die Fähigkeiten der unterschiedlichen Mitglieder des Teams unerlässlich. Natürlich ist es leichter einem eingespielten Team zu vertrauen, das man persönlich kennt. Ein guter Projektmanager, der agile Methoden anwendet, muss aber auch bei einem ihm unbekannten Team Vertrauen haben - keine leichte Aufgabe. An dieser Stelle zeigt sich wieder, dass klassische Methoden und klassische Führung an ihre Grenzen stoßen. Autoritäre Führungsstile sind nicht mehr gefragt und nicht mehr zielführend, wenn sich täglich bestimmte Parameter ändern. Vom Projektleiter wird auch gefordert, einen Teil seiner Verantwortung und damit seiner Macht zu delegieren, abzugeben. Die typischen machtbewussten Chefs haben damit oft ihre Probleme und fühlen sich daher im agilen PM oft nicht zu Hause. Neue Wege erfordern neues modernes Denken und einen Abschied vom klassischen Machtdenken. Das Motivieren, Kommunizieren und Überzeugen von Kunden und Mitarbeitern ist heute als Führungsqualität deutlich wichtiger als das "Herrschen". Resilienz ist eines der neuen Schlagworte, das man immer wieder in Stellenbeschreibungen für Manager liest. Resilienz ist die Fähigkeit mit Krisen, Störungen und Umwälzungen umzugehen. Das beschreibt das Manövrieren durch ein agil geleitetes Projekt ziemlich gut. Als agiler PM darf man sich von neuen Herausforderungen, kleinen Katastrophen und kompletten Umwälzungen eines Projektes einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Leichter gesagt als getan. Persönlichkeiten, die über Optimismus verfügen, denen kreatives Denken leichtfällt und die gute kommunikative Fähigkeiten haben, werden gesucht.
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